"Hilf mir, es selbst zu tun!" (Maria Montessori)
Die Montessori-Pädagogik wurde von Maria Montessori entwickelt, der ersten Frau, die in Italien (Rom) zur Ärztin ausgebildet wurde. Ihr erstes Buch, in dem sie ihre Erfahrungen und neuen Methoden der Kindererziehung beschrieb, erschien 1909 und fand in der ganzen Welt große Beachtung. Daraus einige richtungsweisenden Grundprinzipien, damals visionär, heute mehr denn je Zeitgeist:
Maria Montessori (1870-1952) hat mit ihrer außergewöhnlichen Fähigkeit, die Entwicklung von Kindern zu beobachten, eine Pädagogik begründet, die weltweit höchste Anerkennung erfährt. Ihre wesentlichen Erkenntnisse waren, dass die sinnliche Wahrnehmung und die Fähigkeit zur freien Konzentration die entscheidenden Antriebskräfte für die Entwicklung eines Kindes sind. Um die zentralen Anliegen der Montessori-Pädagogik als Ganzes zu verstehen, sind folgende fünf Aussagen wichtig:
Wir respektieren von Anfang an all die natürlichen Kräfte, die das Kind von innen her in seinem Wachstumsprozess leiten. Wir gehen davon aus, dass die Entwicklung durch seinen "Inneren Bauplan" bestimmt wird. Die Entwicklung ist also das Ergebnis einer Wechselbeziehung zwischen dem Kind - mit seinen individuellen Anlagen und Möglichkeiten - und seiner Umwelt. Die kreativen Gestaltungsprozesse werden ausschließlich vom Kind selbst geleistet.
Erinnern Sie sich noch an Ihre Schulzeit, als manche Fächer zeitweilig wie von selbst von der Hand gingen? Eine solche Periode wird als "sensible Phase" bezeichnet. Gemeint sind damit begrenzte Zeitspannen, in denen Kinder besonders empfänglich sind für bestimmte Lerninhalte. Sie spüren das innere Bedürfnis, sich intensiv mit ihnen zu beschäftigen - solange, bis sie die entsprechenden Fähigkeiten errungen haben. Dann entstehen neue Empfänglichkeiten, und das Kind schreitet so von einer Eroberung zur nächsten fort. Werden so die Bedürfnisse des Kindes befriedigt, äußert sich dies in Form von seelischer Ausgeglichenheit und Zufriedenheit.
Ein höchst bemerkenswertes Phänomen ist die besondere Art der Lernfähigkeit des Kindes vor allem im Kleinkindalter. Das beste und offensichtlichste Beispiel ist die Aneignung der Sprache, die das Kind ganzheitlich aufnimmt. Diese Fähigkeit zu lernen kann auch auf alle anderen Bereiche übertragen werden. Kinder können spontan ihre Umwelt absorbieren und auf diese Weise Lesen, Schreiben, Botanik, Zoologie, Mathematik und Geographie scheinbar mühelos erlernen.
Unter bestimmten Bedingungen sind Kinder zu anhaltend konzentrierter Beschäftigung fähig und bereit - zur "Polarisation". Es geht dabei um eine geistige Auseinandersetzung mit einem Gegenstand, die mehr ist als nur "Beschäftigung". Sie ist "Arbeit" im strengen Sinn, Arbeit, die die Kraft hat, zu konzentrieren, und dabei die Energien, die geistigen Fähigkeiten und die Selbstbeherrschung erhöht - anstatt zu ermüden. Sie wird ausgelöst durch eine vom (Lern-)Gegenstand ausgehende Faszination. Ein inneres Streben treibt das Kind an, sich mit einem interessanten Gegenstand zu befassen und sich so lange dieser Tätigkeit hinzugeben, bis ein gewisser Sättigungsgrad erreicht ist. Nicht Ermüdung oder gar Erschöpfung bestimmen deren Ende, sondern das gestillte Bedürfnis.
Für uns ist die "Arbeit" in der Entwicklung des Kindes von zentraler Bedeutung. Wir verstehen darunter intensive "Tätigkeit", die nicht zu einem vorgegebenen Ziel führen soll, sondern die selbst das Ziel ist. Typisch für die Arbeit des Kindes ist daher, dass es nicht den Weg des geringsten Kraft- und Zeitaufwandes sucht und auch keine Belohnung erwartet. Und es will das, was es tut, alleine tun. Es ist die Aufgabe des Erwachsenen, das Kind bei seiner Arbeit zu unterstützen und ihm eine Umgebung zu schaffen, die ihm diesen Prozess erleichtert.