Gemeinsame Stellungnahme von MLVB und Montessori Deutschland zum Tag der Kinderechte am 20. November 2025 

Kinderrechte sind Menschenrechte. Sie gelten ohne Ausnahme und bilden für uns im Montessori Landesverband Bayern und bei Montessori Deutschland eine Orientierung, einen Qualitätsmaßstab und einen politischen Auftrag. Über Kinderrechte zu sprechen, bedeutet, über den Ausgangspunkt unseres pädagogischen Handelns zu sprechen. Es geht um das Recht jedes einzelnen Kindes auf Würde, auf Selbstbestimmung, auf Bildung und auf Teilhabe. Es geht um das Recht, gehört zu werden und die eigene Welt mitzugestalten.

Maria Montessori gehörte zu den ersten, die diese Rechte nicht nur formuliert, sondern im Alltag verwirklicht haben. Im Jahr 1951, am dritten Jahrestag der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, verstärkte sie ihren Appell nach den Rechten des Kindes noch einmal. Sie sprach vom Kind als den „vergessenen Bürger“ und verlangte nichts Geringeres als eine soziale Partei des Kindes. Sie nannte damals zehn konkrete Ziele, um die Lage der Kinder zu verbessern und tat dies mehr als zwanzig Jahre bevor die Vereinten Nationen im Jahr 1959 die Erklärung der Rechte des Kindes verabschiedeten. Hier wird sichtbar, wie weit ihr Blick reichte und wie eng sie pädagogische Qualität mit gesellschaftlicher Verantwortung verbunden hat.

Zentral in ihrem Denken ist der Blick auf das Kind als Person mit eigener Würde, mit einem inneren Antrieb und mit der Fähigkeit, die eigene Entwicklung aktiv zu gestalten. Wenn wir diesen Blick ernst nehmen, hat das Folgen für die Praxis. Lernarrangements, Tagesabläufe und Entscheidungen müssen so gestaltet werden, dass Kinder und Jugendliche frei und verantwortlich handeln können, dass sie geschützt sind und wirkliche Teilhabe erleben.

Eine vorbereitete Umgebung ist dann nicht nur ein starkes Fundament der Montessori-Pädagogik, sondern eine konkrete Form der Verwirklichung von Kinderrechten. Kinder erfahren ihre Rechte nur dann als real, wenn sie ihnen im Alltag begegnen in Sprache, in Beziehungen und in der Freiheit, die ihrer Entwicklung dient. Hierzu brauchen sie echte Formen der Partizipation und Teilhabe.

Kinderrechte machen sichtbar, wie unser Bild von Mensch und Gesellschaft aussieht. Wenn Kinder beteiligt werden, wenn sie sich sicher fühlen, wenn ihre Stimme zählt, dann entsteht eine Kultur, in der auch Erwachsene Verantwortung füreinander übernehmen. Kinderrechte sind darum kein Zusatz und kein Thema neben vielen anderen. Sie sind der Schlüssel für eine gerechte, friedliche und nachhaltige Gesellschaft. Genau hier treffen sich die Anliegen von Maria Montessori und die Ziele der Vereinten Nationen.

Am Tag der Kinderrechte bekräftigen wir unseren Auftrag. Wir achten Kinderrechte, wir schützen sie und wir verwirklichen sie. Wir laden Montessori-Gemeinschaft, Träger, Politik, Eltern und die Kinder und Jugendlichen selbst ein, diesen Weg gemeinsam zu gehen. Maria Montessoris Vertrauen in die Kräfte des Kindes bleibt dabei unsere Leitlinie. Wo Kinderrechte geachtet werden, entsteht eine Bildungskultur der Freiheit und der Verantwortung. Eine Kultur, die demokratisch wirkt, die gerecht ist und die Zukunft eröffnet.

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